2. Kirche/Pfarrhaus
Das Pfarrhaus
Im Jahr 1319 wird das Pfarrhaus von Weigenheim indirekt erstmals erwähnt; der Pfarrer der Gemeinde wird damit beauftragt, den neueingesetzten Pfarrer der Nachbargemeinde Geckenheim in seine Pfarrei einzusetzen.
Im Jahr 1712 errichtete die evangelische Gemeinde ein „neues Pfarrhaus nebst einem Pfarrgarten und einer Scheune.“ Im Jahr 1820 musste der vordere Giebel neu aufgebaut werden. 1893, vor dem Dienstantritt von Pfarrer Krafft, wurden Renovierungsarbeiten durchgeführt – unter anderem wurde das Wohnzimmer neu tapeziert, ein neuer Ofen gesetzt, die alte Abstellkammer wurde in ein Gästezimmer umgewandelt.
Beim Angriff auf Weigenheim am 10. April 1945 wurden die Nebengebäude ein Raub der Flammen, das Pfarrhaus selbst wurde schwer beschädigt.
Zeitzeuge Fritz Gall schreibt: Gleich darauf kam Frau Hahn, unsere Pfarrfrau, angerannt. Sie sagte, daß das Pfarrhaus brenne und bat mich beim Löschen zu helfen. Ich rannte mit ihr zum Brandort. Die angebaute Pfarrscheune war bereits abgebrannt, der Ostgiebel des Hauses war offen, und die Bücher brannten lichterloh. Mit Eimern trugen wir das Wasser vom Webersbrunnen an der brennenden Kirche vorbei zum Pfarrhaus. Die Saemanns Paula pumpte unermüdlich Wasser. Die Pfarrerseheleute und der Schmieds Fritz halfen noch bei den Löscharbeiten. Gemeinsam konnten wir das Pfarrhaus retten. Allerdings war es schon bereits Nacht. Die Glocke der Kirche stürzte vom Turm, das Gebälk krachte in sich zusammen, denn das Gotteshaus brannte schon am frühen Morgen. Langsam brannte der Turm wie eine Fackel. Kein Mensch kümmerte sich um die Kirche.
Erst am 13. Februar 1951 konnte mit den Reparaturarbeiten begonnen werden und am 2. Juli 1952 wurde das Pfarrhaus feierlich eingeweiht. Während der Arbeiten am Pfarrhaus wohnte die Pfarrfamilie in den vier Nebengebäuden, die bereits vorher wieder errichtet worden waren.
Neben den erheblich verbesserten Wohnbedingungen hebt Pfarrer Kollert noch einen Vorteil hervor, den er am Neubau besonders schätzte: „Die Mauern waren nun dicht und die Mäuseplage im Haus gehörte der Vergangenheit an.“
Und als 1956 auch noch eine Wasserleitung gelegt wurde, verfügte das neue Pfarrhaus sogar über ein schönes Badezimmer.
Danach wurde das Haus noch mehrfach renoviert und modernisiert.
Die Kirche
Wann genau das erste Gotteshaus errichtet wurde weiß man bisher weder aus Dokumenten noch Urkunden. Es ist allerding davon auszugehen, dass unmittelbar nach der Ortsgründung eine kleine Betkapelle errichtet wurde, die im Verlauf der Zeit stets den Bedürfnissen der Gemeinde angepasst und vergrößert wurde. Irgendwann wurde der Holzbau durch einen Steinbau ersetzt.
Im Jahr 1567 wurde ein hoher Kirchturm an die Kirche angebaut. Im Turm wurde ein Chor errichtet und an die Ostseite des Turmes wurde eine Sakristei angebaut. ( um 1738)
Die „alte Kirche“, d.h. die Kirche, die sich hinter dem Schulhaus (dem heutigen Rathaus) befand war aus Stein gebaut und trug noch deutliche Zeichen aus der Zeit, in der die Kirche als Wehrkirche den Bauern Schutz vor marodierenden Banden bot.
Die Kirchenanlage war von einem tiefen Graben umgeben und von Gaden, deren Rückseiten nach außen hin eine hohe Schutzmauer bildeten.
Der einzige Zugang zu dieser Wehranlage war ein Gang, der unter dem hohen Schulhaus in den Kirchhof führte und der von einem massiven Holztor verschlossen war. Das Torhaus zur alten Kirchenburg war gleichzeitig Rathaus und ab der Reformation auch Schulhaus.
Die Kirche war Sanctus Petrus geweiht.
1567 Eine Notiz über eine Steinplatte wurde gefunden, die besagte, dass die Steinplatte, die unmittelbar unter dem Schallloch des alten Turms eingemauert war später in die Gottesackermauer zur linken Hand des Eingangs vom Pfarrhof in den Gottesacker eingemauert gewesen sein soll. Die Inschrift lautete:
A.D. 1567.
Bei uns Paulus Graf von Schwarzenberg
gebaut ist worden dieses Werk.
Unsere treuen Untertan dasselbig haben machen lahn.
Kein besser bauen aller Frist,
denn Kirch, Schul, Rathaus machen ist
In diesen Gärten pflanzen werden,
all Regiment auf dieser Erden.
1664 wird die - seit 1526 evangelische, dann von 1627 bis 1664 katholische- Kirche durch einen „Gnadenrevers“ zur Simultankirche.
1813 ist „diese alte Kirche samt Thurm mit allen Gebrechlichkeiten eines alten Baus behaftet und nach dem Gutachten der Sachverständigen keiner Reparatur mehr fähig“, und so beschließt die Gemeinde eine neue Kirche zu bauen.
1816 Die Kanzlei Schwarzenberg kaufte von Herrn von Pöllnitz das hintere Schloß Frankenberg zum Zwecke die Steine zum beabsichtigten Bau der Kirche in Weigenheim abzuführen (Pfarr. Reg. Sub Weigenheim S. 103 Hütt. D. Chr.)
1828 wird mit dem Bau des neuen Gotteshauses auf einem Platz begonnen, der vorher Teil des Friedhofs war. Die alte Kirche, die daneben stand, sollte nach Fertigstellung eventuell zum Gebrauch für die Katholiken bestimmt werden, damit die neue Kirche, die aus Mitteln der evangelischen Kirche finanziert wird frei vom Simultaneum würde. Die Steine kommen vom hohenlandsbergischen Steinbruch und sind ein Geschenk von Fürst Joseph von Schwarzenberg, wie die an der Kirche angebrachte Tafel zeigt:
Zur Ehre Gottes wurde dieses Haus im Bau vollendet
im Jahre Christi 1832.
Seine Durchlaucht der Fürst Joseph zu Schwarzenberg
der hiesige Patronatsherr gab zu diesem Bau
ein Geschenk von viertausend Gulden nebst den Steinen.
Gott sei der Vergelter!
Die übrigen Kosten wurden aus den Mitteln der hiesigen evangelischen Kirchengemeinde bestritten.
Gott erhalte ihr zum Segen dies sein Heiligtum
1828 So ganz uneigennützig war das Geschenk wohl trotz allem nicht. Am 20. Juni gibt nämlich die fürstliche Domincialkanzlei Schwarzenberg an das fürstliche Herrschaftsgericht die Erklärung ab, daß es sich von selbst versteht, daß der herrschaftliche Beitrag zu dem Weigenheimer Kirchenbau nur unter der Voraussetzung gegeben werde, dass bei dem neuen Bau keiner Veränderung in den bestehenden Verhältnissen zwischen den beiden zur Kirche berechtigten Religionsteilen stattgegeben werde. (Pfarr. Reg. Fasz. Weigenheim)
1829 Am 21. Mai wird der Grundstein der neuen Kirche sowohl vom evangelischen als auch vom katholischen Pfarrer aus Hüttenheim geweiht. Patron der Kirche war bisher S. Petrus. Pfarrer Forster nahm bei der Grundsteinlegung noch S. Paulus dazu (Notiz Pfarrer Forster, Dorfchronik 2. Buch Hüttenheim ),da in der römischen Hauptkirche viele Kirchen unter diesem Doppelpatrizinium standen. Zu diesem Zeitpunkt wehrte sich die evangelische Kirchengemeinde vehement gegen das Hüttenheimer Simultaneum.
1832 Am 11. November erfolgt die feierliche Einweihung der neu erbauten klassizistischen Saalkirche nach Plänen des Schwarzenbergischen Baudirektors Brockhardt – ohne die Mitwirkung des katholischen Pfarrers. Diesem wird zwar das Recht zugesprochen die Kirche auch zu weihen, aber erst nachträglich am 4. Sonntag des Monats. Diese Weihe unterblieb jedoch. Das Königlich Protestantische Consistorium in Ansbach lobt ausdrücklich in einem Schreiben vom 14. Dezember 1832 die würdige Einweihungsfeier, die am Martinstag stattgefunden hat. Die Baukosten von 17.300 Gulden übersteigen die veranschlagten 10.781 Gulden und 17 Kreuzer erheblich .
1833 Abriss der alten Kirche. Die alte Kirche in Weigenheim stand noch bis zum Jahre 1833; sie sollte für die Katholiken bestimmt werden, sie wurde aber immer baufälliger; sie wurde eingelegt; die Steine dienten zur Erbauung der Gottesackermauern ( Hütten- heimer Dorfchronik Buch 2 S. 114).
1905 Nach einem Vergleich mit Hüttenheim
unterblieben katholische Gottesdienste völlig
1931 Zwei neue Glocken werden im Kirchturm aufgehängt.
1940 Einbau der Orgel durch die Firma Steinmeyer aus Öttingen im Dezember.
1942 Am 4. Februar erfährt die Gemeinde, dass „in der allernächsten Zeit 2 von unseren 3 zum Glocken, die der Stolz und die Freude unserer Gemeinde waren“, abgenommen werden müssen.
Vor der Abnahme bringen sie die Läutbuben am 6. Februar früh um ½ 10 Uhr noch ein letztes Mal zum klingen.
1945 Am 10. April brennt beim Beschuss der Amerikaner die Kirche völlig aus; dabei sterben zwei deutsche Soldaten, die auf dem Kirchturm als Späher eingesetzt waren.
In der „Kirchenlosen Zeit“ finden die Gottesdienste in der Jordanschen Gastwirtschaft statt
1946 Am 10. Dezember werden die
Baupläne zum Kirchenneubau genehmigt.
1947 Am 17. Mai Beginn der Bauarbeiten am Kirchturm.
1947 Im Frühjahr Lieferung von drei Glocken von der Glockengießerei Schilling aus Apolda.
1948 Am 2. November Richtfestfeier der Kirche.
1949 Einbau der Turmuhr am 4. April
(Turmuhrenfabrik Rammensee, Gräfenberg)
Beginn des Innenausbaus am 17. Juni. Die Weigenheimer Handwerker halfen kräftig mit ihren Leuten beim Wiederaufbau. Insbesondere waren dabei: Maurermeister Hans May, Zimmermann Karl Büchlein, Schreinermeister Georg Sämann und Schmiedemeister Fritz May.
1950 Am 11. Juni wird die Kirche feierlich eingeweiht, obwohl der Innenausbau ist noch nicht beendet ist; Bänke, Treppen und Türen und die Orgel werden zwischen 1951 und 1955 eingebaut
Oberkirchenrat Koch und Pfarrer Hahn, daneben Martha Rabenstein (Büchlein), Sieglinde Krauß, die das Kissen mit dem Schlüssel trägt und Annelies Rausch (Gös) vom letzten Konfirmationsjahrgang, der in der Jordanschen Wirtschaft im Alter von 13 Jahren konfirmiert wurde.
1951 Einbau des Kirchengestühls.
1953 Einbau der Orgel.
1955 Einbau der Bänke auf der „Burschenempore“.
1976/77 die Kirche wird renoviert
2016 bei der erneuten Renovierung wird bei der Abnahme der Helmzier im April die folgende Nachricht gefunden
Die Kindergartenkinder bestückten die Turmkugel im Juni 2016 mit Zeitungen und Botschaften
Bei der Erneuerung des Fußbodens in der Sakristei wurden zahlreiche Funde gemacht. Die gefundenen Knochen wurden bestattet und im neuen Fußboden wurde ein archäologisches Fenster angelegt
Das Patrozinium
Das Petrus Patrozinium gelangte seit dem 6. Jahrhundert in den fränkischen Raum und gehörte neben Maria und Martin zu den bevorzugten Kirchenpatronen.
Dass die Weigenheimer Kirche sehr alt sein muss zeigt sich wohl auch daran, dass sie ursprünglich eine Peterskirche war. Pfarrei Sanctus Petrus wird die Kirche auch noch im Grundzins- und Giltbuch 1815-1820 (Staatsarchiv Nürnberg) genannt.
Durch die Reformation änderte sich die Bedeutung der Heiligen für den Glauben. Martin Luther bezeichnete die Heiligen als Zeugen der Gnade Gottes und ihre Taten als Vorbild für ein gottgefälliges Leben. Deshalb wurden die alten Kirchennamen weiter genutzt. Die Reliquien und häufig auch entsprechende Heiligenfiguren wurden
jedoch aus den Kirchen entfernt, da die Heiligenverehrung in der evangelischen Kirche nicht üblich war. Viele Kirchen blieben auch namenlos.
Die Weigenheimer Kirche wurde am St. Martinstag 1832 eingeweiht, weshalb viele dachten es handelt sich bei der Kirche um eine Martinskirche.