16. Gasthof Schwarzer Adler
Ehemalige Hausnummer 81 Hauptstr. 26
Am Faltertor gelegen, das den alten Ortseingang von Uffenheim her sicherte, war das Gasthaus eine bis ins späte Mittelalter reichende Torschänke. Ausgeschenkt wurde schon damals Frankenwein vom Roten Berg und vom Kapellberg, deren Weinberge bereits 1261 beurkundet sind.
In der Alten Dorfordnung ‚Dorfrecht zu Weigenheym‘ aus dem 15 Jahrhundert war vorgeschrieben: „Item ein jglicher, der burger ist zu Weigenheyym, der mag Wein schenken“ und „ item ein iglicher, der wein schenckt, der sal den Weinkopf (geeichtes Maß) fullen auf dem tisch“.
Der erste ‚innere Wirt‘, der in den Kirchenbüchern namentlich genannt wird, war Matthäus Hermann (1656-1715), dessen Vorfahren sind jedoch laut dem „Zins und Gültbuch über die Seinsheimischen Gefälle zu Weigenheim“mindestens schon seit 1554 im Ort ansässig. In der erwähnten Urkunde heißt es „ Linhart Herman gibt von einem Weingarten am Rotenberge 1 Sumerheu und gebt für gemelte weingärten Zehend“.
Matthäus Herman war auch ein begüterter Bauer und ehrenwerter Bürger, der neben seinem Beruf als innerer Wirt auch noch Ämter als Siebener und Gerichtsmann des damaligen Vierzehnergerichts war. Er stirbt an „einer schmerzlichen Wunden am Fuß, so ihm vom Pferd und Karren geschehen, der umgeschlagen, und der kalte Brand dazugekommen.“
Margarethe Barbara Hermann (1699-1758, die jüngste von 5 Töchtern heiratete den hiesigen Matthäus Bullemer (1696- 1762), Sohn des Bauern und Gerichtsseniors Georg Leonhard Bullemer. Die Gastwirtschaft wird dem Sohn Nikolaus Bullemer (1737-1805) übergeben, der nun- wohl im Gegensatz zu der erst gegründeten „unteren Wirtschaft“ Zum goldenen Stern – als „oberer Wirt“, Siebner und Gerichtsmann bezeichnet wird. Dessen Sohn, Friedrich Bullemer übernimmt die Gastwirtschaft im Jahre 1806 als oberer Wirt, zudem wird er später Gemeindevorsteher.
Bei der Hofübergabe 1806 ist vermerkt:“Diesen Hof mit ein Paar Ochsen, 1 Stierjährling, 1 Schweinmutter, 1 Ehehaltenbett, 10 Eimerstücken und verschiedenen Wirth- und Hausgerätschaften, dann 2 Wägen, 4 Pflüge hat derselbe von seinem Vater Nikolaus Bullemer dahier am 3ten März 1806 käuflich übernommen um 9000 fl.“
Im Urkataster von 1808 ist das Anwesen beschrieben als „ein ganzer Hof mit Haus, Scheuern, Hofhäuslen, Stall und Hofraith, 2 Gert Schorgärtlein, 25 Morgen im Sommerfeld gegen Reusch, 20 Morgen im Winterfeld gegen Uffenheim, 40 Morgen im Brachfeld gegen Ulsenheim, 5 Morgen zweymädige Wiesen, an Waldrecht alle Jahre als Bauer gegen ¾ Morgen Schlagholz, einige Reiser und eine kleine Unterstützung von Bauholz, an Gemeindrecht das Recht zur Horn- und Schafviehtrift, auch ein Anteil an denen zur Zeit noch unverteilten Gemeindhutungen und Waldungen und noch gegen 12 Gert Krautfeld an 5 Stückchen, welche nunmehre dem Hause einverleibt sind,an walzenden Stücken ½ Morgen und an eigenen Stücken 9 Morgen“. Auf dem Haus haftete die Tawernenwirtschaftsgerechtigkeit.
Die Witwe des Friedrich Bullemer, Margarete Barbara, überließ den stattlichen Bauern- und Gasthof im Jahr 1845 den beiden Söhnen Sebastian und Johann Georg . Diese veräußerten ihr Erbe 1847 um 18525 Gulden an Georg Michael Stucklauser aus Mörlbach, welcher den Besitz ‚mit hoher Regierungsgenehmigung‘ vom 2.5. 1849 dismembrierte und 44 Tagwerk Äcker und Wiesen in 38 Parzellen verkaufte. Den Restbesitz von etwas über 13 Tagwerk und die Gastwirtschaft erwarb 1850 Johann Adam Paulus aus Pfahlenheim um 6500 fl. Paulus selbst verunglückte 1873 beim Holzfahren am Schimmel tödlich und die Witwe Kath. Marg. geb. Krämer verkaufte den Gasthof dem hiesigen Bauernsohn Joh. Valentin Sämann (1854-1923). Dieser stellte das Bierbrauen ein und bezog seit 1886 sein Bier aus der Brauerei Burkart in Neustadt. Der Ehe mit Eva Marg. Pehl (Tochter des Bäckermeister Joh. Pehl von hier) entsproß als 8. Kind Joh. Mich. Sämann (1886-1961) verheiratet seit 1910 mit Eva Barb. Beißbarth. Deren einziger Sohn Joh. Georg Sämann, ist 1943 gefallen, weshalb der Gasthof dem Patenkind Joh. Michael Sämann im September 1950 übergeben wurde. Seit September 1975 sind Tochter Gerda und Schwiegersohn Armin Schmidt die Wirtsleute.
Fast hätte das denkmalgeschützte Haus aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts einem neuen Lokal weichen müssen. Doch die jungen Wirtsleute erkannten das eigentliche Bedürfnis hier in Weigenheim nach einem geräumigen Saalbau. Im Februar 1984 wurde der 200 Personen fassende Saal mit eigener Bühne eingeweiht.