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Reusch

Vorschaubild Reusch

Siedlungsgeschichte von Reusch

Der Ort Reusch wird im Jahre 1227 erstmalig urkundlich erwähnt, als Bischof Hermann von Würzburg einen Streit um den Novalzehnten von Reusch zwischen der Äbtissin des Benediktinerklosters in Kitzingen und Gottfried von Hohenlohe zu schlichten hat. Bei einem Landverkauf Alberts von Hohenlohe an das Kloster Heilsbronn im Jahre 1306 wird der Ort mit seinen alten Namen Risch genannt.

 

Der Bischof von Würzburg verleiht 1319 einem Sifridus de Reysch die Pfarrei Geckenheim. Ein weiteres mal wird der Ort Reusch 1365 urkundlich erwähnt, als Gerlach von Hohenlohe die Burgen und den Besitz in Reusch und Ippesheim an den Ritter Ulrich von Bebenberg verpfändet. Von 1434 ist die Aussage eines Karl von Heßberg festgehalten, dass die „jeweiligen Herren von Fordernfrankenberg“ die Gerichtsbarkeit in Reusch inne hätten, mit acht Schöffen von Reusch wurden diese Rechte gegenüber der Äbtissin vom Benediktinerkloster zu Kitzingen geklärt. 1454 gehört Reusch kirchlich zum Archidiakonat Iphofen, bei welchem Armenpflege und Vermögensverwaltung der zugehörigen Pfarreien liegt.

 

Nach einem Portalstein in der östlichen Kirchenwand findet der Kirchenbau in den Jahren 1491 bis 1493 statt. Für 28000 Goldgulden wechselt Frankenberg an die Herren von Hutten, die 1520 die Burg und einzelne Rechte als Brandenburg-Ansbachisches Lehen erhalten.

 

Der Verwandtschaft mit Ulrich von Hutten und der Freundschaft mit Martin Luther verdankt Frankenberg und somit auch Reusch seine Schonung im Bauernkrieg von 1525, dagegen wurde das Kloster Birklingen zerstört, worauf die Herrschaft zu Frankenberg die Besetzung der Pfarrei übernahm. Von Birklingen kommt der wertvolle Marienaltar als Geschenk des Nachlassrichters von Hutten 1526 nach Reusch. Die Dörfer Reusch, Ippesheim, Geckenheim und Bullenheim bekommen 1529 von den Brüdern Ludwig und Ulrich von Hutten eine neue Dorfordnung.

 

1560 wird in Reusch ein Pfarrhaus erbaut, welches die große Feuersbrunst von 1590, insgesamt brennen 75 Gebäude ab, übersteht und noch heute, nach einigen Renovierungs- und Umbauten (1771 und 1960) das Wappen der Hutten trägt.

 

Bernhard von Hutten führt 1589 für Reusch ein Gerichtsbuch ein, das bis 1719 Einträge über die Zusammensetzung des Gerichts, Verhandlungen und Rechtsstreitigkeiten sowie Bürgerverzeichnisse verschiedener Jahre aufweist.

 

Das Gericht wird 1607 für nahezu ein Jahr unterbrochen und 1608 neu berufen; aus Angst vor Ansteckung an der im Lande wütenden Pest lässt man die Gerichtstage ausfallen. Viele Reuscher, darunter auch der Schultheiß Kaspar Köhler, fallen der „schrecklichen Seuch und Pestilenz“ zum Opfer. An der Ostseite vor dem Chor und an der südlichen Kirchenmauer des ehemaligen Friedhofes werden bei Renovierungsarbeiten 1979 Massengräber gefunden, die mit der Pest zusammenhängen könnten.

 

Als Reusch 1631 vom Fürstbischof zu Würzburg eingenommen wurde, verliert es wie auch Geckenheim und Nenzenheim seinen evangelischen Seelsorger und bleibt acht Jahre lang unter katholischer Herrschaft, bis 1639 wieder die Herren von Hutten vom Bischof eingesetzt werden. Unter Pfarrer Johann Nikolaus Christopherus Winter (gest. 1723) wird 1688 ein Messner- und Schulhaus erbaut und 1700/01 das Kirchenschiff neu errichtet. Noch vor 1733 wird der alte Friedhof um die Kirche aufgegeben und ein neuer am östlichen Ortsausgang eröffnet. Eine Feuersbrunst richtet in Reusch großen Schaden an, weshalb Pfarrer Johann Julius Hummel um die Erhebung einer „Beysteuer“ für die Abgebrannten bittet, weitere weniger schwere Brände geschehen in den Jahren 1749 und 1754. Im Zuge der Errichtung eines neuen Pfarrhauses 1741 wird zwischen Pfarr- und Schulhaus eine Linde gepflanzt, die 1926 während eines schweren Sturms entwurzelt wird, zufällig wird am selben Standort im April 1981 eine Neupflanzung vorgenommen.

 

Johann Philipp von Hutten erlässt 1759 die „Huttensche Polizey-, Gerichts- und Dorfordnung, gültig für die Dörfer Geckenheim, Reusch und Ippesheim. Diese regelt neben der Abhaltung eines Hochgerichtstages „auf bald nach Walpurgis“ bei dem alle Untertanen anwesend sein mussten, um diese Gerichtordnung sowie die Siebener Ordnung zu verlesen, Gerichtsleute bei Bedarf nachzuwählen, Maße und Gewichte zu überprüfen und neue Untertanen zu verpflichten, auch die Pflege von Wegen und Brücken, die Säuberung der Bäche, Wasser- und Mühlgräben und die Bewachung der Dörfer an Sonn- und Feiertagen, das sog. „Spießtragen“.

 

Als die Familie von Hutten im Mannesstamm ausstirbt, wird Frankenberg und Geckenheim 1783 als markgräfliches Lehen an den Baron von Pöllnitz vergeben, diese Familie bleibt auf Frankenberg, bis mit Ihrem Erlöschen 1971 der Besitz an die Freiherren von Lerchenfeld geht. Reusch hingegen fällt mit Ippesheim und Nenzenheim an die Schwestern Von Hutten und gerät durch Heirat an Freiherrn von Wöllwarth. Die Zehntrechte aus Reusch werden teilweise von Haus und Feld unterschiedlich unter der Herrschaft der Pöllnitz und der Wöllwarth aufgeteilt.

 

Als 1791 die Markgrafschaft Ansbach an Brandenburg-Preußen fällt, steht ab 1796 auch Reusch unter preußischer Landeshoheit und wird dem königlichen Dekanat Uffenheim und ab 1806 zum neuen Königreich Bayern unterstellt.

Das Kirchenpatronat der Familie Ortenburg steht noch bis zum Ende der Monarchie 1918, letzter gutsherrlich eingesetzter Pfarrer ist Eugen Schneider, der von 1887 bis 1933 durch einige schwere Jahre das Gemeindeleben in Reusch prägt. Die Kirchenrenovierung 1892/93 mit der Restaurierung und Neubekrönung des Marienaltars, die Reparatur des alten Schulhauses 1911 und die erneute Sanierung des Schul- und Messnerhauses, mit der Einrichtung des elektrischen Lichtes, fallen in seine Amtszeit.

 

Im ersten Weltkrieg fallen 21 junge Männer aus Reusch, zu deren Gedenken im September 1921 das Kriegerdenkmal auf dem Kirchhof errichtet wird; die Mahntafel für die Opfer des zweiten Weltkriegs wird später hinzugefügt. Schwere Zerstörungen an Scheunen und Wohnhäusern bringen die letzten Klriegstage 1945, auch die Kirche wird in Mitleidenschaft gezogen.

 

Mit der Währungsreform 1948 beginnt die Aufbauphase, es folgen Straßenbaumaßnahmen, der Bau der Wasserleitung 1955/56 und die Verrohrung des Ortsbaches.

 

Im Zuge der Gebietsreform im Juli 1972 wird die politische Gemeinde Reusch aufgelöst, Reusch wird mit Geckenheim und Frankenberg Ortsteil von Weigenheim, eine letzte Flurbereinigung wird in den Jahren 1979 bis 1984 durchgeführt.

 

Im Jahre 2003 wird die Wasserleitung wie im gesamten Gemeindegebiet erneuert und im Rahmen der Dorferneuerung in den folgenden Jahren die Kreistrasse zusammen mit den Ortsstraßen ansehnlich gestaltet.

 

Laut Urkataster von 1833 werden in Reusch 450 Einwohner in 100 Familien gezählt. 1954, Hundertzwanzig Jahre nach der ersten Erhebung werden in Reusch drei Gastwirtschaften bei 480 Einwohnern gezählt. Im Jahre 1991 hat das ehemalige Bauerndorf noch 5 Vollerwerbslandwirte und eine Bevölkerung von 350 Einwohnern. Bis zum Jahr 2003 sinkt die Bevölkerung trotz gezielter Siedlungsgebietsausweiung auf ca. 280, jedoch mit einer ausgewogenen Altersstruktur.